
Schwerte. Wenn Dr. Ulrike Pfau-Tiefuhr vom Vorstand der Konzertgesellschaft Schwerte in die Zukunft schaut, dann hat sie ein ambitioniertes Ziel im Blick: Schwerter Schüler aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Verhältnissen sollen mit Leidenschaft und Hartnäckigkeit einen „hoffentlich mitreißenden Einblick in die Welt der Musik erfahren, Feuer fangen und ihre eigene Kreativität entdecken.“ Möglich machen soll das ein Gemeinschaftskonzert mit Profi- und Laienmusikern, zu dem die Gesellschaft mindestens einmal im Jahr in die St. Viktorkirche oder in die Rohrmeisterei einladen will.
Damit will die Ärztin, die im Vorjahr im Vorstand der Konzertgesellschaft die Nachfolge von Prof. Carl-Joachim Heinrich übernommen hat, nicht nur den Nachwuchs an die Gesellschaft binden, sondern auch Jugendliche auf den Weg bringen, „eine emotionale Reise in neue, ungeahnte Welten anzutreten und zu bislang verborgenen Facetten ihrer Persönlichkeit vorzudringen.“ Denn: Aus eigener Erfahrung weiß Ulrike Pfau-Tiefuhr nur zu gut was es heißt, auf die Magie der Musik zu bauen und schließlich Feuer zu fangen. „Ich komme aus der eigenen Bereicherung, habe immer im Ensemble und Orchester gespielt“, betont sie, die schon als Kind Klavier und Cello gelernt hat, immer noch Unterricht nimmt und zudem seit 20 Jahren Hauskonzerte organisiert.
Mit Staunen ein Stückchen Leben entdecken
Damit der Funke der Begeisterung in dieser vom Internet zugedröhnten Welt auch auf junge Menschen überspringt, plant Ulrike Pfau-Tiefuhr einen Vorstoß bei den Musiklehrern der weiterführenden Schwerter Schulen. Einmal im Jahr, so schwebt ihr vor, will die Konzertgesellschaft zu einem Konzert einladen, „mit Profi-Orchester und Laienchor, um Jugendliche für den Klassik-Bereich zu begeistern. Dass Dinge passieren und man merkt, das hat mich jetzt aber berührt, das ist Musik, die in mir emotional was auslöst“, wie die Medizinerin sich das wünscht. Oder anders ausgedrückt: Mit Staunen wieder ein Stückchen Leben entdecken.
Die Magie der Musik
„Ich glaube“, erläutert Ulrike Pfau-Tiefuhr den Hintergrund für ihr ehrgeiziges Unterfangen, „dass Bildung und Musik etwas miteinander zu tun haben.“ Jugendliche sollen, so schwebt es ihr vor, auf die Magie der Musik bauen. Damit diese hoffentlich mitreißenden Einblicke in die Welt der Musik gelingen, will sie jeden Musiklehrer in Schwerte persönlich ansprechen. Aus wachsenden Erfolgen bei den geplanten Profi-Laien-Konzerten könnten die jungen Teilnehmer „Selbstbewusstsein ziehen und als Persönlichkeiten reifen“, zeigt die Ärztin auf. Und schließlich könnten junge Menschen „durch die Erfahrung mit der Musik auch aus ihrer eigenen Isolierung herausfinden.“
1980 nach Schwerte gekommen
Pfau-Tiefuhr, in der Konzertgesellschaft unter anderem zuständig für die Planung der Konzertprogramme, weiß, wovon sie spricht. Schon in der Kindheit wurden die Weichen für ihre Musikleidenschaft gestellt, stammt sie doch aus einem „absolut Musik begeisterten Elternhaus.“ Noch mit 80 Jahren hat sich der Vater als Autodidakt moderne Musik angeeignet, „ich glaube, da ist was übergesprungen.“ Später, im Medizinstudium, hat die gebürtige Hannoveranerin ihren künftigen Ehemann kennen gelernt, mit dem sie Anfang der 80er Jahre in die Ruhrstadt gekommen ist. 1981 war sie gemeinsam mit Jürgen Harneit an der Gründung der Tagesklinik in der Kleppingstraße beteiligt, 1987 hat sie mit Ehemann Bolko Pfau eine Praxis in der Hermannstraße eröffnet, die später dann in die Goethestraße umgezogen ist. Und zwischendurch hat sie auch noch vier Kinder bekommen. Zwei Jungen, zwei Mädchen, davon sind drei Politikwissenschaftler geworden, einer arbeitet bei der Kindernothilfe in Afrika.
Musiklehrer sollen einbezogen werden
Nach ihrem Abschied von der Praxistätigkeit war es Dr. Wolfgang Schröder, ein früherer Nachbar und heute ebenfalls im Vorstand der Konzertgesellschaft, der Ulrike Pfau-Tiefuhr für die Gesellschaft gewinnen konnte. Und weil die Medizinerin eine stadtbekannte Persönlichkeit ist, haben sich ihr gleich viele Türen geöffnet. Demnächst also möchte sie möglichst viele Musiklehrer dazu bringen, im Unterricht mit den Schülern etwas vorzubereiten, das auf ein gemeinsames Projekt mit Profimusikern zusteuert. „Da muss Bewegung rein, und dass was überspringt“, sagt das Vorstandsmitglied.
Jazz in den Sternstunden
Als eine weitere Premiere im Programmprofil der Konzertgesellschaft kündigt Ulrike Pfau-Tiefuhr die nächsten „Sternstunden“ am Bösendorfer am 8. Mai in Schwerte an. Dann nämlich gastiert die aus Kuba stammende Pianistin Marialy Pacheco in der Rohrmeisterei, ihre Spezialität ist die Jazzmusik. 1983 in Havanna geboren, erhielt sie sehr früh schon Klavierunterricht und absolvierte später ein dreijähriges Kompositionsstudium. 2002 gewann sie den kubanischen Wettbewerb „Jo-Jazz“. Ihre internationale Laufbahn führte sie nach Deutschland, Australien und Japan. Seit 2014 ist sie hochoffiziell – wie passend zu den Schwerter „Sternstunden“ – „Bösendorfer Artist“, als erste und einzige Jazzpianistin weltweit. In der österreichischen „Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft“ wurde ihr jüngstes und mittlerweile achtes Album „Introducing“, bei dem sie nicht nur als Interpretin, sondern auch als Komponistin und Arrangeurin hervortritt, besonders gelobt. In einer Rezension wurde die „emotional mitreißende Vitalität der kubanischen Musik“ hervorgehoben, die in Einklang gebracht wird „mit der coolen Sophistication des zeitgenössischen Jazz“.
Diese „Sternstunde“, so darf hoffnungsfroh erwartet werden, dürfte auch ein jugendliches Publikum ansprechen.